Peter Lajdi
Nach den Forschungsergebnissen von Gábor Pap und Lajos Csomor
Die Ungarische Heilige Krone
Die Krönungskrone der ungarischen Könige ist nicht bloß eine der vielen mittelalterlichen und später entstandenen Kronen der verschiedenen Königshäuser der Welt. Diese Krone übermittelt eine transzendentale Botschaft durch das spezielle Bilderprogramm ihrer äußerst wertvollen und meisterhaft ausgeführten Emaillenbilder. Sie ist die kostbarste und heiligste Reliquie des ungarischen Volkes, und damit vertritt sie einen besonderen Wert auch für die ganze christliche Welt.
Zunächst reden wir aber im breiteren Sinne über die unterschiedlichen Kronentypen. Vier Typen haben sich im Laufe der Geschichte herauskristallisiert: Der erste ist der Hauskronen-Typus. Diese Krone durfte der Herrscher in den alltäglichsten Situationen tragen, falls er es wollte, auch im Schlafgemach. Der zweite Typus repräsentierte die Reichskrone, die der König während der Regierungsarbeit trug, wenn er z. B. ausländische Gesandten empfing oder Urteile fällte. Die dritte Sorte der Kronen ist die Totenkrone, die der verstorbene Herrscher an seinem Haupt als Grabbeilage in seinem Sarg trug.
Ich würde aber einen Fehler begehen, wenn ich im Zusammenhang mit dem vierten Kronentyp wortwörtlich den Begriff „Typus“ verwenden würde. Wenn etwas typisiert wird, wird es dabei vorausgesetzt, dass vom besagten Gegenstand gleichzeitig mehrere ähnliche existieren. Initiations- oder Einweihungskrone kennen wir aber nur eine einzige in Europa: die Heilige Krone Ungarns.
Diese Krone ist der einzige, wirklich existierende Einzelgegenstand in der christlichen Welt außer dem zerstückelten Heiligen Kreuz von Jesus und dem Heiligen Grabtuch von Turin, der das Attribut „heilig“ tragen darf.
Das kann auch kein Zufall sein, dass die Heilige Jungfrau Maria als Himmelskönigin außer dieser wirklich existierenden Krone nur mit fiktiven, real nicht existierenden Kronen dargestellt werden darf. Es hat einen bestimmten Grund. Darüber aber erst später.
Es gehört auch zu den Besonderheiten der Heiligen Krone, dass die ungarische Nation nur jenen König zum Oberhaupt des Landes anerkannte, der mit dieser Krone gekrönt wurde. Karl Robert von Anjou, ein Nachkomme durch den weiblichen Zweig des Árpáden-Hauses, musste deswegen dreimal die Krönungszeremonie erleben im XIV. Jh., bis er schließlich mit der Einweihungskrone gekrönt den Thron des Heiligen Istváns besteigen konnte.
Diese Besonderheiten, die diesen mystischen Gegenstand umgeben und ihm die Aura der Einzigartigkeit verleihen, werden im Weiteren näher erläutert.
Die Heilige Krone Ungarns bildet eine organische Einheit und wurde nicht in zwei verschiedenen Goldschmiedewerkstätten gefertigt, wie die offizielle, auch die finno-ugrische Abstammungstheorie unterstützende Meinung der vom Baum den Wald nicht sehen wollenden Kaste des „homo academicus neandertalis“ behauptet. Die begründen ihre falsche Anschauung damit, dass auf dem oberen, auf einem ein nach unten gebogenes Kreuz bildenden Teil der Krone sich lateinische, während auf dem unteren, stirnreifenförmigen Teil griechische Inschriften befinden.
Diese Damen und Herren sind aber nicht einmal mit solchen elementaren Sachen im Klaren, dass die gleichzeitige Benutzung dieser beiden, im Christentum wichtigen Kultsprachen hier nicht aus Zufall, sondern aus Absicht Verwendung fand. Beide Sprachen repräsentieren nämlich verschiedene Hintergrundbedeutungen, unterschiedliche innere Qualitäten. Das Lateinische ist die Sprache der Macht (OBERER TEIL), das Griechische ist dagegen die Sprache der Weisheit (UNTERER TEIL). Es schadet nicht, wenn man erfährt, was der Kirchenhistoriker József Kovács, ein katholischer Priester in 1984 in einer ungarischen Zeitschrift über die gleichzeitige Verwendung der beiden Sprachen in der Liturgie geschrieben hat. Kurz gefasst: Bei den heiligsten Anlässen wie die Priester- und Kirchenweihe war es vor dem II. Vatikanischen Konzil (Vielleicht ist es auch noch heute so?) obligatorisch, diese zwei Liturgiesprachen zu benutzen. Bei der Priesterweihe musste man alle wichtigen Texte in beiden Sprachen vorlesen. Es versteht sich von selbst, dass die Krönungszeremonie in einem traditionell sakralen Königreich wie Ungarn im Mittelalter selbstverständlich zu den heiligsten Anlässen zählte.
Die ihre Ausbildung noch zu den kommunistischen Zeiten abgeschlossenen, von der ungarenfeindlichen Macht gut bezahlten Opportunisten lassen es aber außer Acht, dass die Heilige Krone ein organisch zusammenhängendes, tiefes und „funktionsfähiges“ Bilderprogramm übermittelt, die sowohl stilistisch wie in der hohen Qualität der Goldschmied- und Emaillenarbeiten zum Ausdruck kommt.
Der sakrale König ist kein Despot – wie z. B. die Habsburger – sondern eine von Gott auserwählte Person, die nicht nur die engstirnigen und spießigen Interessen seiner Familie von der Faszination der Macht angetrieben vor Augen hat, sondern auch und vor allem als ein Guter Hirte ihr Volk und Land mit göttlicher Gutheißung regiert und verteidigt und für das Schicksal seines Landes verantwortlich ist. Die meisten Könige des Arpaden-Hauses haben diese Rolle sehr ernst genommen. Nicht zufällig nannte man die Arpaden-Dynastie im Mittelalter so: „das Geschlecht der heiligen Könige“. Diese Heiligkeit kam nicht nur so irgendwo her. Die Könige des Árpáden-Hauses stammten von der Königsdynastie der Arsakiden in Parthia ab, aus deren Blut Gottes Sohn, Jesus, der Erlöser der Welt geboren war.
Um der hocherhabenen Aufgabe eines sakralen Königs gerecht zu werden, haben sich die ungarischen Könige während der Krönung einem Initiationsritual unterworfen, indem sie durch das Aufsetzen der Einweihungskrone göttliche Energien über sich durchströmen ließen. Das Wesentliche dieses Rituals war, wenn die Persönlichkeit des Thronanwärters sich für die eben beschriebene Rolle wirklich als tauglich erwies, dass die Krönungszeremonie eine radikale und positive Persönlichkeitsumwandlung zur Folge gehabt hat. Der künftige König zog den „alten Menschen“ aus, um das Gewand des „Neuen“ anzuziehen. Später, als das alte Wissen um die Krönung verloren ging, sind während dieses Rituals manche Habsburger-Könige wahnsinnig geworden.
Der Freimaurer-Kaiser, Josef II. – der in der Rolle des aufgeklärten Herrschers posiert hat – war mit der übernatürlichen Kraft der ungarischen Krone im Bilde, und er ließ sich mit ihr nicht krönen. Ihn kann die ungarische Nation wegen dieses Versäumnisses als ordentlichen ungarischen König leider nicht akzeptieren. Im Späteren kommt noch die erbärmliche Figur dieses überaus untalentierten Kaisers vor.
Die Krönung der ungarischen Könige im Mittelalter war mit mehreren Bedingungen verbunden.
Die zeitliche Voraussetzung war: Nur an von himmlischer Kraft durchströmten Tagen, d. h. an großen kirchlichen Feiertagen war es erlaubt, die Krönung abzuhalten.
Die ortsgebundene Voraussetzung war: Ursprünglich war die Krönungszeremonie ausschließlich an einem, eine unendliche Energie ausstrahlenden Ort, in der Nagyboldogasszony-Basilika im heiligen Pilis-Gebirge, in der unmittelbaren Nähe der sakralen mittelalterlichen Hauptstadt Istergam (Esztergom) erlaubt. Dieser Ort wird in den Chroniken Alba genannt, der nicht mit der heutigen Stadt Székesfehérvár (Stuhlweißenburg) zu verwechseln ist! Diese Krönungskirche war der seit alten Zeiten mit großer Verehrung umgebenen Gottesmutter: Boldogasszony geweiht. In Mesopotamien nannten sie die Vorfahren der Magyaren sumerisch Bau-dug-asan = Bol-dog-asszony. Die Magyaren haben ihre Inkarnation in der Gestalt der Gottesmutter Maria wieder erkannt und sie hoch verehrt. In der Legende von St. Gellért (St. Gerhard) wird über ihn erzählt, dass er mit großem Erstaunen feststellen musste, dass die Ungaren die alte Gestalt der Gottesmutter „Boldogasszony“, die sie als eine zentrale Figur ihrer Religion noch aus Mesopotamien mitbrachten, mit Leichtigkeit und als eine Selbstvertändlichkeit mit der Heiligen Jungfrau Maria, mit der Mutter von Jesus identifizierten. (St. Gellért war ein aus Italien, aus Venedig nach Ungarn gekommener Benediktinermönch, der spätere Bischof von Csanád, den König István, der Heilige für die Erziehung seines ebenfalls heilig gesprochenen Sohnes, St. Imre (Emericus) auserkoren hat.)
Dieser Ort lag also im Pilis-Gebirge, dessen höchster Gipfel „Klopfender oder pulsierender Stein“ (Dobogókő) heißt. Die Benennung dieses Ortes ist kein Zufall, weil unsere Ahnen es genau wussten, dass sich hier das Herz-Tschakra der Erde befindet, ein von Energie geladener und Energie ausstrahlender Ort. Der Dalai Lama hat diesen Ort während seines Ungarnbesuches auch aufgesucht, um dort zu meditieren.
Die dritte, rechtliche Voraussetzung war: Es wurde nur jener als ungarischer König von der Nation anerkannt, der mit der Heiligen Krone Ungarns gekrönt worden ist. Ich erzähle jetzt eine einschlägige Geschichte: Der erste Habsburger König, Albert I. im XV. Jh. war der Nachfolger vom König Sigismund (Zsigmond) von Luxemburg, der auch deutscher Kaiser war (portraitiert von Dürer). Als Albert starb, ließ seine schwangere Witwe, Elisabeth wie eine gewöhnliche Diebin die Heilige Krone aus der Burg von Visegrád stehlen und außer Landes bringen. Daraufhin ließ sie die Krone verpfänden. Ihr Ziel war es damit, dass der ungarische Thron entweder für ihren noch nicht geborenen Sohn oder einer ihr ergebenen Person gesichert wird. Die Habsburg Familie hat sich also in Ungarn mit einem Diebstahl vorgestellt. Die Heilige Krone hat erst der große Renaissance-König, Matthias Corvinus für eine „astronomische“ Summe zurückkaufen können.
Die Nation hat sich wegen dieser niederen Tat für den polnischen König, Vladislav III. (László) aus dem Hause Jagello entschieden. Was nun? Die Krone ist gestohlen, die Krönungszeremonie kann also nicht gültig werden, da die aus diesem Ritual ausgehende Persönlichkeitsumwandlung nicht stattfinden kann. Dass diese Umwandlung wirklich nicht stattfand, ist in der nächsten Geschichte klar ersichtlich: Es ist nur äußerst selten wenn überhaupt vorgekommen, dass ein ungarischer König sein gegebenes Wort brach. König Vladislav hat aber genau dies getan, als er sich in der Stadt Szeged mit den Türken (Sultan Murad II.) geeinigt hat, sich 10 Jahre lang gegenseitig nicht anzugreifen. Das hat aber dem damaligen Papst nicht gefallen und er ermutigte ihn zum Angriff mit den folgenden Worten: „Die für Heiden gegebene Versprechung sei nicht gültig.“ Auf diese päpstliche Ermunterung brach er schließlich sein Wort und er griff in 1444 die Türken mit seinem Heer an. Den traurigen Ausgang dieser Aktion kennen wir zu gut: Die Schlacht von Varna am Schwarzen Meer in Bulgarien endete mit dem Sieg des ca. 100.000 Männer zählenden türkischen Armee. Das aus 20.000 Soldaten bestehende ungarische Heer hat sich zwar tapfer geschlagen, aber als der Sieg schon ihnen zu gehören schien, hat der König trotz der ängstlichen Ratschläge der um ihn Besorgten im Siegesrausch die den Sultan verteidigenden Janitscharen unbedacht angegriffen. Das war ein verhängnisvoller Fehler. Die Schlacht wurde verloren, und der König selbst blieb tot auf dem Schlachtfeld. Seinen abgeschnittenen Kopf hat man in Istambul auf einem Pfahl zur Schau gestellt. Er war der einzige Ungarische König, der auf einer solch erbärmlichen Weise endete.
Die vierte, persönliche Voraussetzung war: Den König durfte ausschließlich der Oberhaupt der ungarischen Kirche, der Erzbischof von Istergam (Esztergom), im Notfall aber auch der Erzbischof von Kalocsa krönen.
Schließlich: Gegen den Willen der Nation, also gegen die Entscheidung der Stände der Adligen war keine Krönung gültig, auch dann nicht, wenn die Krönung mit der Heiligen Krone schon irgendwie stattfand.
Nachdem die Krönung vonstatten gegangen war, die in Ungarn auch ein Einweihungsritual in sich trug, ritt der frisch gekrönte König im Sattel eines weißen Pferdes (Sonnentier) sitzend auf die Mitte des Krönungshügels. Der Krönungshügel war eine künstlich, von der Erde aus allen Komitaten des Landes zusammengetragene Anhöhe, die den Zusammenhalt der Nation symbolisierte und zugleich die uralte Vorstellung des Weltberges verkörperte, der ein Urtopos der frühen Menschheit ist (siehe z. B. den heiligen Kajlasa-Berg der Tibeter). Wenn der König oben angelangt war, zog er den Krönungsschwert aus seiner Scheide und schlug damit in alle vier Himmelsrichtungen. Damit brachte er u. a. zum Ausdruck, dass er das Land gegen jeden Feind verteidigen wird. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Aktes war aber, dass die Könige des turanischen Kulturkreises sich „Herrscher der vier Himmelsrichtungen“ nannten. Der chinesische Kaiser und die mesopotamischen Herrscher des Altertums übrigens auch.
Die Botschaft der Heiligen Krone
Im folgenden Kapitel sollten wir uns mit der Botschaft der Heiligen Krone befassen.
Von oben betrachtet zeigt die Krone das Bild eines Kreiskreuzes. Dieses Zeichen gehört zu den Ursymbolen der Menschheit, die mit jedem Kind mitgeboren werden. Es kommt in den Kinderzeichnungen der 2-3jährigen auffallend häufig vor als das Symbol der Ganzheit, aus der das Kleinkind durch seine Geburt gekommen ist, als das Bildzeichen der ungeteilten, heiligen Zeit, in der es lebt.
Die Struktur, der Aufbau und die Eigenart der Krone zeigen die typischen Merkmale der hunnisch-sabirischen Kronen. Die Schamanen der unter naturnahen Verhältnissen lebenden, sog. „primitiven“ Naturvölker, tragen vor und während des Transzustandes meistens eine ebenfalls kreiskreuzförmige, kronenähnliche Kopfbedeckung. (Diese Völker werden meines Erachtens zu leichtsinnig primitiv genannt, weil sie in vielerlei Hinsicht viel näher zur ganzen Wirklichkeit unserer Welt stehen, als unsere dekadente und zerstörerische Zivilisation der ihre Nase hoch tragenden, euro-amerikanischen, materialistischen weißen Rasse.) Diese Form und dieser Aufbau begünstigt den Energiefluss zwischen dem Göttlichen und dem Menschlichen, zwischen dem Jenseits und unserer Welt. Diese kulturgeschichtlichen Angaben und Tatsachen unterstreichen auch unwiderruflich die organische Einheit der Heiligen Krone Ungarns.
Jetzt zählen wir aber die Bilder der Heiligen Krone auf. Drei Kategorien können unterschieden werden:
1.) Die auch noch heute vorhandenen Originalbilder:
- Zwei Pantokrator-Figuren: oben in der Mitte, unter dem Kreuz der Vater, der Schöpfer;
als Teil des Stirnreifens, aber nicht ganz unten, in der Position des Vermittlers vorne Jesus, der Sohn Gottes (IC XC).
- Sieben Apostelbilder (Petrus, Paulus, Andreas, Philippus, Thomas, Bartholomäus und Johannes)
- Zwei Erzengel (Michael, Gabriel)
- St. Georg und St. Demetrius
- Zwei Ärzteheiligen (Kosma und Damian)
2.) Ein ursprünglich da gewesenes Originalbild, das aber Ende des XVIII. Jahrhunderts in Wien entfernt wurde: Hinten, dem Jesus-Bild genau gegenüber das Emaillenbild der Heiligen Jungfrau Maria. Anstatt dieses Bildes ist dort der byzantinische Kaiser, Michael Dukas heute zu sehen.
3.) Drei nicht originale Bilder, die ebenfalls Ende des XVIII. Jahrhunderts mit Gewalt in die kleinere Fassungen der entfernten Originalbilder hineingepresst und mit Nieten befestigt wurden: Das Bild von Geobizas, das Bild vom byzantinischen Kaiser, Konstantinos Porphyrogenitos und das des schon erwähnten Kaisers Michael Dukas.
Gleich zu Beginn der näheren Erläuterung der Zusammenhänge der Kronenbilder ist es angebracht, eine wesentliche Aussage zu machen: Das inhaltliche Programm der an der Krone platzierten Bilder ist das Programm der Entfesselung und Emanation des Lichtes der göttlichen Schöpfungskraft durch den Tierkreis (Zodiakus). Es ist der zentrale Gedanke des Manicheismus, eines Zweiges der skythischen Christenheit, der auf einen gewissen Skythianos zurückgeht, den die ungarische Nation des IX. und X. Jahrhunderts vertrat. Vergessen wir nicht, dass die rabbinische Literatur die Lehre von Jesus „jesusscher Skythismus“ und Jesus selbst „Sohn Nimruds“ nennt. Der zentrale Gedanke des von den Arsakiden abstammenden Mani (216-276 n. Chr.) gegründeten Manicheismus ist die Entfesselung des göttlichen Lichtes in der Welt. Mani nannte sich für einen wahren Apostel von Jesus. Über diese Glaubensrichtung sind glücklicher Weise sehr viele schriftliche Dokumente erhalten geblieben, die auch unsere Thesen untermauern. Der Manicheismus vertrat die typisch skythischen Charakterzüge der religiösen Toleranz und der kreativen Offenheit anderen Religionen gegenüber. So sog er auch Elemente des ebenfalls skythischen Wurzeln entstammenden Buddhismus (z. B. die Lehre der Seelenwanderung) und Zarathustraismus in sich auf (z. B. den Dualismus des Bösen und Guten). Die Seelenwanderungslehre wurde übrigens erst im V. Jh. auf kaiserlichen Befehl aus den christlichen Vorstellungen ausgemerzt. Auch der geniale Kirchenvater, Origenes, der lange Zeit in der Nähe von Galiläa, in Tyrus verbracht hat, verkündete sie.
Ein Moslime, der arabische Ibn Rusta, der offensichtlich mit dem Gedanken der Verehrung des heiligen Lichtes nicht viel anfangen konnte, schrieb im X. Jh. über die Magyaren: „Die Magyaren sind Feueranbeter.“ Der gleiche Ibn Rusta hat über unser Volk auch notiert, dass die Magyaren „viele Ackerfelder haben“2. Er traf sie noch vor der dritten Rückkehr. Die boshaften Verleumdungen der Rumänen und der Slowaken haben also keinen Halt, wenn sie, um ihre Minderwertigkeitsgefühle zu kompensieren, uns als nomadisierende Horden beschreiben. Viele andere Berichte beschreiben nämlich auch die noch östlich vom Karpaten-Becken, in Etelköz lebenden Ungaren, dass unser Volk neben der Viehzucht auch eine blühende Landwirtschaft und eine Städte bauende Zivilisation besaß. Die Kenntnisse des Weinanbaus haben unsere Vorfahren auch aus dem Kaukasusraum mit in die alt-neue Heimat gebracht. Es ist im diesbezüglichen Wortschatz zweifellos zu belegen.
Zwei Manichäer-Symbole sehen wir an der Krone im Hintergrund der Emaillenbilder von Jacobus und Andreas: ein vierbeiniges Tier, ein Symbol des Urelementes Feuer, und einen Vogel, das Symbol für das Urelement Luft bei den Manichäern. Der Brennvorgang (Feuer), die Quelle jeden Lichtes, kann sich nämlich nur durch den sich in der Luft befindlichen Sauerstoff entfalten.
Die einzelnen Originalbilder der Krone symbolisieren außerdem die Zeichen des Tierkreises (Zodiakus), in dem das Licht, d. h. die Sonne im Kleinen die periodisch wiederkehrende Ordnung des Jahreszyklus (365 Tage), und im Großen den kosmischen Weg des Lichtes im Großen Sonnenjahr (25.920 Jahre) über die Zeichen des Tierkreises durch die Praecessionsbewegung der Erdachse durchschreitet. Die einzelnen Apostelbilder (wie auch am berühmten Fresco „Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci) vertreten durch ihre für sich charakteristischen Eigenschaften der Apostel die Charakteristika der einzelnen zodiakschen Sternzeichen. Alles weist darauf hin, dass das Bilderprogramm der Heiligen Krone nicht der „großkirchlichen“, sondern der manicheistischen Vorstellungs- und Ideenwelt entspricht. Mani erkannte weder die Gültigkeit des Alten Testamentes für die Nachfolger von Jesus, noch die Stammesgottheit der Juden an. Er unterschied radikal zwischen Jahwe und dem Himmlischen Vater von Jesus als zwischen zwei, miteinander unvereinbaren Gottesbildern.
„Vergessen wir nicht: das Mittelalter ist unvorstellbar ohne die christliche Astrologie. Es ist dermaßen wahr, dass es am Portal der großen Kathedralen der Zodiakus fast überall erscheint. Die heutige Auffassung: `Christentum contra Astrologie`, ist ein ganz neuzeitliches Phänomen. Ihre Quelle ist der auf dunkler Unwissenheit basierende, religiöse Fundamentalismus von der schlimmsten Sorte, der mit der Bigotterie des Fundamentalismus des Islams wetteifert. Im Mittelalter kannte man sehr gut dieses System, und auf unserer Krone ist es äußerst auffällig, dass die Namenstage der darauf sichtbaren Heiligen in die erste zehn Tage der in diesem System verstandenen Monate fallen. … Die Dauer eines zodiakschen Monats beginnt nicht am jeweiligen ersten Tag unserer Kalendermonate!“3 (Gábor Pap) Alle großen epischen Werke der alten Mythologie erzählen die abenteuerliche Reise des Sonnenheldes durch den Tierkreis, wie das Gilgamesh-Utnapishtim (Ziu-sudra)-Epos der Sumerer, die Epen, Mahabharatha und Ramajana der Hindus, die Sage von Herakles, die Geschichte der Argonauten, die nach dem Goldenen Vlies suchten, die Siegfried-Legende, deren originale Fassung in den Edda-Liedern in Island erhalten blieb, in der ungarischen Sage des Wunderhirsches, der von den beiden Söhnen Nimruds, von Hunor und Magor gejagt wurde. Hunor war der Urahn des hunnischen Zweiges, während Magor der Urahn des magyarischen Zweiges von ein und demselben Volk.4
Es gibt insgesamt 19 Personendarstellungen auf der Krone. Drei müssen wir aus dieser Zahl abziehen, weil der obere Pantokrator (Gottvater), der untere Pantokrator (Gottes Sohn) und das Bild der Heiligen Jungfrau das ganze Jahr „gefeiert“ werden, nicht nur an einem bestimmten Tag des Kirchenjahres.
Der Prozess der Lichtbefreiung beginnt aus einem inhaltlich wie räumlich zentralen Ort auf der Krone, von dort, wo der Schöpfer zwischen Sonne und Mond in schöpferischer Handlung zwischen zwei Lebensbäumen, im Akt der Trennung des Lichtes von der Dunkelheit dargestellt wird, von oben aus der Mitte des kreuzförmigen Kronenoberteiles. Diese Krone sendet ihre bildliche Botschaft unmittelbar aus dem Schöpfungsakt auf die Erde. Die göttliche Energie fließt in die vier Himmelsrichtungen durch die vier wichtigsten Apostelfiguren, Johannes, Petrus, Jacobus und durch den Gründer der judäochristlichen Glaubensrichtung, Paulus um der Ganzheit willen. Manche Kronenforscher behaupten, es sei nicht das Bildnis des Paulus aus Tarsus, sondern das des heiligen Eremiten, Paulus von Theben, des Sohnes eines mesopotamischen Königs namens Skythos, der in Ägypten, im Tal der Könige 60 Jahre lang über dem Grab eines Pharaos meditierte, den der ungarische Mönchsorden der Pauliner für seinen geistigen Vater hielt.
Der obere Pantokrator erscheint in der Gestalt des Sohnes mit dem grundlegenden Unterschied, dass diese Darstellung jegliche schriftliche Spur entbehrt. Das Bild beinhaltet keine Namensinschrift. Es ist ein klarer Hinweis darauf, dass es sich hier um den göttlichen Vater handelt. Der Schöpfer durfte vor der Renaissance und der Gegenreformation nicht dargestellt werden. Es war durch eine Art Tabu verboten aus dem Grund, dass die Anschauung des Schöpfers in seiner Ganzheit durch den Menschen unmöglich ist. Hier findet jene These ihren Ausdruck, dass der Vater sich für die irdische Welt im Sohn äußert. Mit zwei kurzen Zitaten aus dem Johannes-Evangelium kommen wir dem Sinn der Sache näher: „Ich und der Vater sind eins.“ „Wer mich sieht, sieht auch den Vater.“ Der idiotische Brauch in der Kirchenkunst, dass die Heilige Dreieinigkeit so erscheint, dass der Gottvater in der Figur eines alten Mannes mit grauen Haaren und grauem Bart, und der Sohn mit dunklem Bart und Haaren dargestellt wird, sind erst in der Renaissance und noch öfter im Barock während der Gegenreformation modisch geworden.
Wenn wir dem göttlichen Energiestrom nach vorn folgen, gelangen wir zum unteren Pantokrator, wo es einen unmissverständlichen Hinweis auf Gottes Sohn gibt, in der Form der in der Ostkirche üblichen Namensinitialen von Jesus Chrestos: IC XC, d.h. Iesus Chreistos.
Das Licht der Schöpfung tritt auch auf der Krone vorne durch Jesus, durch das Licht der Gerechtigkeit in unsere Welt, indem zwei Erzengel, Michael, der Anführer der himmlischen Heere, und Gabriel, der Bote der guten Botschaft für Maria sozusagen die Aufgabe der „Verteilertransformatoren“ der göttlichen Energieströme übernehmen. Links vom Erzengel Michael, eine „Etage“ tiefer, auf der Erde macht der andere Drachentöter, St. Georg dasselbe, wie Michael in der himmlischen Sphäre: er besiegt und vernichtet den Teufel. Auf der anderen Seite können wir in einer anderen Relation eine andere Parallele entdecken: Der Erzengel Gabriel ist der Überbringer der guten Botschaft. Und was macht der Heilige Demetrius ebenfalls ein „Stockwerk“ tiefer nach der Erzählung seiner Legende? Er verkündet im Gefängnis die gute Nachricht, das Euangelion von Jesus. (siehe Tafel 3)
Die hintere Fortsetzung dieser Kreuzlinie, die vorne mit Jesus endet, hörte ursprünglich mit dem Emaillenbild der Heiligen Jungfrau Maria auf. Ein äußerst zuverlässiger Edelmann, der Kronenwächter Péter Révay, der damals zu den wenigen zählte, die die Heilige Krone von jeder Seite anschauen und beobachten konnten und durften, beschreibt in seinem über die Krone handelnden Werk eindeutig, dass in 1613 auf dem hinteren Giebelelement nicht der byzantinische Kaiser, Michael Dukas dargestellt war, sondern die Heilige Jungfrau Maria. Hinter den beiden Bildern verbergen sich zwei Aposteln, die u. a. auch solche negative Eigenschaften vertreten – ihre Geschichte kennen wir aus den Evangelien -, die unfiltriert nicht in unsere Welt eingelassen werden dürfen, weil diese Verhaltensmodelle zur Quelle großer Gefahren werden können. Der erbärmliche Zustand unserer Welt ist der Beweis für den Wahrheitsinhalt dieser Aussage.
Hinten, hinter dem Marienbild steckt der Apostel Thomas, der die typische Verhaltensform eines technischen Intellektuellen unserer Zeit vertrat: Ich glaube es, wenn ich es mit meinen Augen sehen und mit meinen Händen anfassen kann. Er wollte die Erzählung der anderen Apostel über die Auferstehung Jesu solange nicht glauben, bis er es persönlich, auf empirische Weise auch nicht erfährt.
Vorne, hinter dem Jesusbild steckt der Apostel Bartholomäus. Aus der christlichen Überlieferung wissen wir, dass hinter der Gestalt dieses Apostels jener Nathanael steht, der es vom vornherein kategorisch und unerschütterlich behauptet hat, trotz der erstaunlichen Berichte über die Wunder Jesu, dass aus Nazareth nichts Gutes kommen kann. Er vertrat bloß die damals geläufige, abweisende jüdische Auffassung über die nichtjüdischen Bewohner von Galiläa, zu denen auch Jesus selbst gehörte. Diese Sünde ist größer als die vom Apostel Thomas begangene. Es ist die verknöcherte Starrheit der schlimmsten Diktaturen, die Arroganz der jeweiligen korrumpierten Macht.
Diese negativen Eigenschaften durften nicht ohne die umwandelnde Kraft von Jesus und Maria unsere Welt und die Persönlichkeit des Königs über die Krone erreichen.
In die beiden Seitenrichtungen konnte die göttliche Schöpfungskraft durch die beiden Säulen der Christenheit, über die Bilder von Petrus und Paulus, und eine Ebene tiefer durch die beiden größten Skythenbekehrer-Apostel, Andreas und Philippus ungehindert unsere Welt erreichen. Andreas und Philippus erscheinen nicht nur aus der Laune des Schicksals auf der Krone. Ihre Botschaft kann sich nur auf ein Volk beziehen, das sich für Skythennachfolger hält. Außer der ungarischen Nation gibt es kein anderes Volk in Europa, das es von sich behaupten kann.
Es ist interessant, dass man unter den Aposteldarstellungen zwei, voneinander scharf unterschiedliche Barttypen wahrnehmen kann. Die meisten Apostel haben, wie Jesus auch, einen für die Parther typischen, zweigeteilten Bart bis auf den Apostel Paulus, der einen für die Pharisäer typisch jüdischen, zersausten Bart trägt.
Dass das Bildersystematik und -programm der Heiligen Krone ein manicheistisch verankerte Heilsbotschaft übermittelt, wird auch dadurch unterstrichen und betont, dass es sich unter den Darstellungen kein einziges Bild befindet, das einen alttestamentarischen Bezug oder Thematik hätte, im Gegensatz zur Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Auf dieser Krone gibt es vier Emaillenbilder ausschließlich von alttestamentarischer Thematik: König David, König Salomon, dann „Der, der unter Cheruben thront“ mit einem Zitat aus dem Alten Testament: „Durch mich herrschen die Könige.“, schließlich der Prophet Jesaja vor dem König Hiskija.
Es gibt außer der schon besprochenen Typisierung der verschiedenen Kronen eine andere Möglichkeit der Unterteilung. Es existieren nach oben offene und nach oben geschlossene Kronen. Im Mittelalter übergab man nichts dem Zufall bei solchen wichtigen Angelegenheiten wie die Symbole der Macht. Die einzige, wirklich geschlossene Krone in Europa ist die ungarische Heilige Krone. Was für eine geheime Botschaft wird durch diese Tatsache deutlich gemacht? Wenn ein Herrscher einer höheren, irdischen Macht untergeordnet war, durfte er nur eine Krone des nach oben offenen Kronentypus tragen, wie die Vasallenkönige der deutschen Kaiser. Die deutsche Reichskrone war ursprünglich auch ganz offen nach oben aus dem Grund, dass der Kaiser dem Stellvertreter Petri, dem Papst untergeordnet war. (Siehe den Bußgang nach Canossa Kaiser Heinrichs IV. zum Papst Gregor VII. in 1077.) Später baute man die Krone so um, dass ein schmaler Bogen zwischen dem vorne stehenden Kreuz und dem hinteren Giebelelement entstand. Es wurden schon mehrere ungarische Könige des Árpáden-Hauses von Päpsten exkommuniziert, die aber weder einen Canossagang machen mussten, noch sich deswegen geniert haben.
Die ungarische, nach oben aus allen vier Richtungen geschlossene Krone haben solche Könige getragen, die aus ihrem geerbten Machtstatus keiner irdischen Macht Rechenschaft schuldeten. Weder dem Papst, noch dem Kaiser. Sie waren demnach nur für Gott und ihrem eigenen Volk verantwortlich. Das damalige Europa war damit völlig im Klaren. Vielleicht war es der wahre Grund dessen, dass der Westen vom Anfang an alles Mögliche unternommen hat, die Gegenwart dieses Volkes im Karpaten-Becken auch während der Awarenherrschaft wie später auch nach der dritten ungarischen Landrücknahme zunichte zu machen. (siehe den Awaren-Feldzug von Karl dem Großen oder im Jahre 907 die Schlacht von Pozsony /Pressburg-Bratislava/, als die Ungaren das gigantische, vereinigte Heer der westlichen Mächte vernichtet haben.)
Denken wir nur darüber nach, wer während der Krönung über dem Haupt des zu krönenden ungarischen Königs in der Mitte steht? Gott, der Vater höchstpersönlich. Vielleicht verstehen wir jetzt, was für ein Inhalt hinter dem Titel: Apostolen-König steckt, und es wird auch verständlicher, warum die ungarischen Könige ein Vetorecht bei Papstwahlen hatten. Die kaiserliche und königliche Majestät, Franz Josef I. hat einmal aus diesem Recht als ungarischer König Gebrauch gemacht. Die Habsburgen konnten sich ausschließlich als gekrönte ungarische Könige „apostolisch“ nennen. Sie haben sich aber unserer Nation und diesem einzigartigen Titel gegenüber unwürdig erwiesen.
Die letzte Aussage könnte ich durch eine zu unserem Thema gehörende Geschichte über den Kaiser, Josef II. (1780-1790), über den Sohn der Kaiserin Maria Theresia (1740-1780), über den „König mit dem Hut“, wie er von den Ungaren genannt wurde, näher begründen.
Auf einen kaiserlichen Erlaß ließ er in 1784 die Heilige Krone nach Wien bringen, um sie einerseits zu entweihen und umzuprogrammieren, andererseits um für den Herrscher des zusammen mit der russischen Zarin, Katharina II. geplanten, künftigen Reiches, neues Byzanz als Krone zu sichern. Er ließ also mit seinen Goldschmieden zwei, byzantinische Kaiser darstellende Emaillenbilder fertigen: die Emaillenbilder des Kaisers Michael Dukas (anstelle des Marienbildes) und des Kaisers Konstantinos Porphyrogenitos. Hier soll nach den neuesten Forschungen entsprechend dem Tierkreissystem das Abbild von Großkönig Attila gestanden haben. Auf jedem Fall war hier die Darstellung eines wichtigen Vorgängers oder gar die des Gründers der Àrpáden-Dynastie. Diese Goldschmiedarbeiten sind den anderen Originalbildern der Krone sowohl stilistisch, als auch qualitativ tief unterlegen. Die Maße stimmen auch nicht: Die Fassungen der entfernten Originalbilder sind kleiner als die mit Gewalt hineingepressten Kaiserdarstellungen. Außerdem haben Experten darauf hingewiesen, dass die Kopfbedeckung und das Kleid, in denen die genannten Kaiser gezeigt werden, haben während der langen Geschichte des Oströmischen Reiches nie wirklich existiert. Es sind bloß Fantasieprodukte von Goldschmieden des XVIII. Jahrhunderts.
Warum ausgerechnet auf diese beiden Kaiser fiel die Wahl der Kronenschänder? Es ist leicht zu erklären. Michael Dukas war eigentlich ein recht unbedeutender Kaiser gewesen. Sein Name erscheint nur im Zusammenhang mit einem äußerst traurigen Ereignis. Während seiner Regierungszeit hat Byzanz eine vernichtende Niederlage gegen die Seldsuk-Türken erlitten, eine Niederlage, von der sich das Oströmische Reich nie mehr erholen konnte. Die Rechtskontinuität sollte also von seiner Zeit an wiederhergestellt werden.
Was hat das Bild des anderen Kaisers, Konstantinos Porphyrogenitos auf der Krone zu suchen? Der russische Großherzog, der beim Erfolg des Planes „Neues Byzanz“ der Anwärter des kaiserlichen Titels gewesen wäre, hieß nämlich auch Konstantin. Die Erklärung dieses Rätsels ist also so einfach und banal.
Die beiden Herrscher, die die Ereignisse initiierten, haben diesen Plan auch in den äußeren Formalitäten so ernst gemeint, dass die unmittelbare Gesellschaft in der Hofhaltung des Großherzogs Konstantin nur aus griechisch sprechenden Menschen bestand. Auf dem eroberten Gebiet wurden die neu gegründeten Städte, wie z. B. der Militärseehafen Sevastopol, auf griechische Namen getauft.
Dieser großangelegte Plan hat sich aber fehlgeschlagen. Die Türken waren damals noch stark genug, um den Angriffen des österreichisch-russischen Heeres standzuhalten. Die erlittenen Verluste der türkischen Seite waren bloß soviel, dass die Gebiete des südukrainischen Raumes am Ufer des Schwarzen Meeres zusammen mit der Halbinsel Krim in den Schoße der Russen gefallen sind.
Kaiser Josef hat während des Feldzuges solche elementare strategische Fehler begangen, dass die Türken es mehrmals nicht für möglich hielten und sich eine Falle vermutend zurückzogen. Na ja, die Idioten haben meistens einen besonders talentierten Schutzengel.
Erst in 1790 erhielten die Ungaren die Heilige Krone zurück. Ein gewisser Herr Samuel Decsy beschrieb den damaligen Zustand der Heiligen Krone in 1792. Als er bei der Beschreibung der Edelsteine zum großen, hinteren Edelstein kam, hat er sich verplaudert. Er schrieb nämlich, es handele sich um den Stein, der unter dem Bild der Heiligen Jungfrau stehe. Diese Information macht die Sache noch interessanter und spannender, weil die Krone damals zur öffentlichen Schau gestellt wurde. Jeder konnte sehen, dass hinten, wo ursprünglich das Bildnis der Heiligen Jungfrau Maria stand, ein den Kaiser Michael Dukas darstellendes Emaillenbild steht.
Noch im Mittelalter entstand die Lehre der Heiligen Krone. Es mag zwar einem, sich für einen aufgeklärten Menschen haltenden, westeuropäischen Durchschnittsbürger merkwürdig klingen, aber die Heilige Krone Ungarns wird im traditionellen ungarischen Rechtssystem mit den Attributen einer lebenden Person, einer juristischen Person bekleidet. Die Heilige Krone ist das Subjekt der jeweiligen ungarischen Staatsmacht. Es können zwar vorübergehend vaterlandsverräterische Mächte und Regierungen (z. B. während des Kommunismus oder später die Horn- oder Gyurcsány-Regierung) diese Tatsache leichtsinnig ignorieren, oder das Land kann durch gottlose Mächte zerstückelt werden, die unumstößliche Oberhoheit der Heiligen Krone über dem ganzen Land verliert nicht einmal für eine Sekunde ihre Macht und Gültigkeit. Diese Macht geht direkt vom Gott aus. Sie ist eine extrapersonelle, übernatürliche Macht, die den ausschließlichen Besitz des Landes und den der darin lebenden Völker innehat. Diese einzigartige Eigenschaft wollen die Formulierungen, wie „die Länder der Heiligen Krone“ oder „die Völker der Heiligen Krone“ ausdrücken. Diese Rechtsauffassung gibt der Krone eine des Königs größere Macht, um der Versuchung des Despotismus vorzubeugen.
Diese Rechtsauffassung taucht erstmals in den überlieferten, schriftlichen Quellen in den „Belehrungen“ König Istváns, des Heiligen auf, die seine wichtigsten Gedanken für seinen Sohn, St. Imre in diesem testamentarischen Schriftstück niedergeschrieben hat. (Er war nämlich ein überaus gebildeter Mann, der schon in seiner Kindheit – wie seine kleinere Legende erzählt – sich eifrig mit Grammatik beschäftigt hat.) Später, noch ausgeprägter begegnet man diesem Gedanken in der „Goldenen Bulle“ aus dem Jahre 1222 vom König Andreas II., dem Vater der Heiligen Elisabeth von Árpádház (~ von Thüringen), in der Goldenen Bulle, die die erste im modernen Sinne verstandene Verfassung Europas war und ist. (Die Magna Charta vom englischen König, Johannes der Landlose ist eher bloß eine Auflistung von Wünschen der englischen Edelleute, keine richtige Verfassung.) In dieser Schrift wird per Gesetz u. a. verordnet, dass die ungarische Erde nicht in den Besitz von Fremden gelangen darf. In einer ganz herauskristallisierten Form wird die Lehre der Heiligen Krone in einem anderen Gesetzbuch, im Tripartitum des István Werböczy vom Beginn des XVI. Jahrhunderts zusammengefasst.
Diese Vorstellung von der Krone stand auch im Dienste der Rechtskontinuität der skythisch-hunnisch-awarisch-magyarischen Völker im Karpaten-Becken. Wir wissen, dass die stilistisch völlig neuartige Kunst der Parther-Magyaren der Vorbote der später entstandenen byzantinischen Kirchenkunst war. Wenn man diese kunsthistorische Tatsache kennt, kann man das Gegenargument der die Echtheit und Zusammengehörigkeit der Krone in Zweifel ziehenden Kollaborateure leicht dementieren. Es entstanden schon im III-IV. Jh. n. Chr. in dem im Kaukasusraum gelegenen alten Ungarnland, auf dem Gebiet des heutigen Georgiens und Armeniens Kunstwerke, die die gleichen stilistischen Merkmale aufzeigen wie die Emaillenbilder der Heilige Krone. Vor allem könnte man an das Triptichon von Khakhul, an das Ikon von Khob und an das Ikon von Tsalendgika denken (alle drei aus dem Gebiet von Georgien), die von der Wende des III. und IV. Jahrhunderts nach Christus stammen. Die Jesusdarstellung des Triptichons von Khakhul stimmt im Wesentlichen mit der des unteren Pantokrators überein (siehe Tafel 7, oben).
Diese und die Darstellung auf der Heiligen Krone zeigt Jesus mit den Attributen eines Herrschers der Parther als den Weltenrichter an. Die Art der Falten und die Verzierungen des Kleides, sowie die Haltung der rechten Hand zeigen Jesus in der typischen Pose eines Parther-Königs. Auch das Marienbildnis des Triptichons trägt die Charakteristika der Kronenbilder. Das originale Marienbild der Krone soll ähnlich ausgeschaut haben wie dieses, abgesehen von der viel schwächeren Qualität der Ausführung des Triptichon-Bildes.5
Nur als ein Kuriosum erwähne ich an diesem Punkt, dass es auch unter den heutigen geographischen Namen des Kaukasusraumes von solchen Ortschaftsnamen nur so wimmelt, die in Ungarn ihre Parallelen haben. Diese Ortschaftsbenennungen erinnern an die ehemalige Gegenwart unseres Volkes in jenem geographischen Raum und belegen es.
Die Wahrscheinlichkeit dessen, dass die Krone im IV. oder im V. Jahrhundert n. Chr. auf Bestellung eines sabir-magyarischen Herrschers gefertigt wurde, ist enorm hoch. Da die Awaren sich auch aus diesem geographischen Raum im VI. Jh. ins Karpaten-Becken umsiedelten, soll die Heilige Krone mit ihnen ins spätere Awarenreich gelangt sein. Über den weiteren Weg der Heiligen Krone von Karl dem Großen ausgehend über den päpstlichen Hof bis zum König István, dem Heiligen kennen wir schon. Die schriftlichen, lateinischen Dokumente, die die Rückkehr der Krone nach Ungarn erzählen, benutzen bei der Szene, als die ungarischen Gesandten die Krone vom Papst zurückerhielten, nicht das lateinische Verb quero, querere, d. h. bitten, sondern das Verb flagitare, was etwa soviel heißt, wie zurückfordern etwas, was einem zusteht. Das lateinische Substantiv flagellum (Peitsche) entstammt auch diesem Wort.
Es gibt Historiker, die behaupten, dass die Heilige Krone nie beim Papst gewesen sein kann. In den Chroniken und Gestas (wie die Gesta Hungarorum von Anonymus, die Gesta Hungarorum von Simon Kézai, die Bilderchronik, die Chronica Hungarorum von János Thuróczy usw.) findet man tatsächlich kein Wort darüber, dass König István, der Heilige eine Krone vom Papst bekommen hätte. Bedenken wir: Diese Chronisten standen näher zu den historischen Ereignissen als die von feindlichen Mächten gut bezahlten vaterlandsverräterischen Akademisten. Erst in der Legende nach Bischof Hartvik taucht dieses Motiv auf, worüber man festgestellt hat, dass dieser Textteil eine spätere, tendenziöse Interpolation ist.
Das von mir über die Heilige Krone gezeichnete Bild bliebe lückenhaft, wenn ich über ein Ereignis, das das spätere Schicksal Ungarns im Wesentlichen beeinflusst hat, nicht reden würde. Nach dem gewaltsamen Tod (während einer Jagd durch einen wild gewordenen Eber) seines Sohnes, als all seine, in seinen überaus talentierten und frommen Sohn gesetzten Hoffnungen in Dunst und Rauch wurden, hat der heilige König, István I. seine Krone und damit sein Land in die Obhut der Heiligen Jungfrau empfohlen. In der Legende seines Sohnes, des heiligen Herzogs, Imre heißt es so: König István, der Heilige „empfahl sich und sein Land unter ständigen Flehen und Gelöbnissen in die Obhut der ewig jungfräulichen Mutter Gottes, Maria, die die Ungaren so hoch verehren, dass sie den Tag ihrer Aufnahme in den Himmel, ohne ihren Namen auszusprechen, als den Tag der Herrin“ (ung. Nagyboldogasszony, PL) „bezeichnen.“ Es gibt ein anderes Zitat, diesmal aus der Kleineren Legende des Heiligen Gellérts (Gerhard), das über die besondere Verehrung der Gottesmutter berichtet: „Die ungarische Nation spricht den Namen der Mutter Christi nicht aus, sondern nennt sie einfach ´Herrin´, da der heilige István Pannonien“ ( ein anderer, im Mittelaltrer geläufiger Name Ungarns nach dem Namen der früheren, römischen Provinz; PL) „für die Familie der Heiligen Jungfrau Maria nannte.“
Seit dieser königlichen Geste, die keine leere Formalität war, heißt Ungarn Regnum Marianum, was soviel bedeutet: das Königreich von Maria. Diese Tatsache kannte damals ganz Europa und war sich dessen bewusst: Ungarn kann niemand gewaltsam angreifen, ohne die Mutter Gottes persönlich anzugreifen. Wenn schon über Angreifen die Rede ist, haben die Ungaren nie solche Ambitionen gehabt, – abgesehen von den schon erwähnten Abschreckungs-Feldzügen, unmittelbar nach der Rückkehr – andere Länder zwecks Gebietserwerb anzugreifen. Die Kroaten haben sich auf eigenen Wunsch im XI. Jh. unter den Schutz der ungarischen Krone gestellt. Die Ungaren haben immer nur darauf großes Gewicht gelegt, das Karpaten-Becken, ihr uraltes Erbe unter ihrer Oberhoheit zu behalten. Meistens wurden die Ungaren von anderen Ländern angegriffen und nicht umgekehrt.
Auch noch in den vierziger Jahren stand eine Kirche unweit vom Heldenplatz in Budapest, die Regnum Marianum Kirche, die die Erinnerung König Istváns an diese weitsichtige Tat wach hielt. Nach der durch Wahlbetrug stattgefundenen Machtergreifung der von dem aus Moskau zurückgekehrten Juden, Mátyás Rákosi angeführten Kommunisten, war eine der ersten Handlungen der neuen, gottlosen Macht, diese Kirche niederzureißen. Anstelle der Kirche errichtete man eine riesige, überdimensionale Stalin-Statue. An dem Ort, der dem mütterlichen und übernatürlichen Schutz der ewigen Königin Ungarns, Maria geweiht war, erschien die Gestalt eines der Statthalter Lucifers. Ein Zeichen davon, dass Ungarn den bösen Mächten besonders im Wege steht.
Als die engelhafte Revolution gegen die Schreckensherrschaft der judäokommunistischen Macht am 23. Oktober 1956 ausbrach, als kein Schaufenster einbrach und kein einziger Laden geplündert wurde, richtete sich die Wut der aufgebrachten Menge gegen dieses Idol des Bösen. Die Stalin-Statue wurde gestürzt und in Stücke zerschlagen. Die Regnum Marianum Kirche ist aber merkwürdiger und skandalöser Weise bis zum heutigen Tag immer noch nicht wiederaufgebaut worden. Es kriechen immer wieder aus den Rattenlöchern der Geschichte solche Mächte und Mächtchen hervor, die die Wiederaufbau dieser Kirche und das Aufblühen des Landes der Gottesmutter Maria, der Boldogasszony mit allen Kräften verhindern wollen.
Fassen wir die wichtigsten Elemente der Botschaft der Krone zusammen: Drei grundlegende Charaktere können unter den dargestellten Personen unterschieden werden. Den kämpferischen Charakter vertreten der Erzengel Michael und sein irdisches Pendant, St. Georg. Einen sänfteren Charakter haben die die frohe Botschaft der göttlichen Sphäre verkündenden Erzengel Gabriel und sein irdisches Gegenstück, der heilige Demetrius. Der dritte Charakter findet in den Gestalten von zwei Ärzteheiligen, Cosma und Damian seinen Ausdruck, im Charakterzug der Fähigkeit, andere heilen zu können. Und all das ins kosmische System des Tierkreises im schöpferischen Energiefluss der Dreifaltigkeit eingebettet. (Der Heilige Geist war nämlich ursprünglich hinten, über dem Marienbildnis als eine sich nach unten stürzende Taube abgebildet.)
Genau diese drei waren die Aufgaben der sakralen Könige Ungarns: Das Land gegen Feinde und gegen das im Innere des Landes intrigierende Böse zu kämpfen, die frohe Botschaft von Jesus durch das eigene Lebensbeispiel zu verkünden (heilige Könige, Herzogen und Königstöchter) und die aus ihrer Heiligkeit herausströmende Heilskraft auch über ihren Tod hinaus für das Wohl ihres Volkes zu opfern. In der Bilderchronik sind z. B. auch solche Könige des Árpáden-Hauses mit Heiligenschein dargestellt, die die Großkirche offiziell nicht heilig gesprochen hat.
Wir sind nun zum Schluß dieses Essays angelangt. Zum würdigen Abschluß unseres Themas möchte ich zunächst aus dem Buch Lajos Csomors (L. Cs.: Seine Majestät, die Heilige Ungarische Krone), eines Kronenexperten ein Zitat, danach die Ungarn betreffenden Worte vom Heiligen Pater Pio mit dem lieben Leser teilen: „Der Primas Erzbischof, József Mindszenty (ein Märtyrer; PL) hat den Bauplan einer Kapelle gutgeheißen. Diesen Plan hat ein Bauingenieur entworfen, aber nach den Eingebungen von Jesus. Die Inspirationen hat Mária Kovácsics alias Schwester Natália von Jesus erhalten.“ (Die Visionen der Schwester Natália wurden auch von der Großkirche als authentisch anerkannt. PL) „In dieser Anweisung hat Jesus ihr mitgeteilt, dass Er die Zeit dazu für reif hält, dass Seine Mutter mit Ihm auf gleicher Ebene verehrt und gefeiert wird. Er hat auch Seinen Willen geäußert, dass Seine Mutter als die Königin der Welt verehrt wird, denn Er selber ist der König der Welt. Er hat im Weiteren gebeten, dass der Feiertag der Königin der Welt am 01. Mai gefeiert werde, weil diesen Tag auch die Feinde der Christenheit für einen Feiertag erklärt hätten. Papst Pius XII. hat all diese Bitten akzeptiert, und er hat in 1942 unter die Bezeichnungen der Jungfrau Maria den Titel „Königin der Welt“ aufgenommen. … Jesus hat auch jenen Wunsch geäußert, dass Er die Säuberung des Christentums und die ganze Bekehrung der Welt aus Ungarn in Gang bringen will, und dass Er mit der Leitung dieser mächtigen Arbeit Seine Mutter beauftragt hätte. Er wolle, dass der irdische Sitz der Königin der Welt in Ungarn, im Land der Heiligen Jungfrau sein solle. Jesus hat auch den genauen Ort dieses künftigen Sitzes in den Budaer Bergen, am Normafa, neben dem Anna-Feld bestimmt. An diesem Ort soll die der Königin der Welt geweihte Versöhnungskapelle erbaut werden. Diese Versöhnungskapelle wird der künftige Sitz der Heiligen Jungfrau. Den ausführlichen Plan und die genaue Beschreibung dieser Kapelle hat Jesus Schwester Natália in einer Vision gezeigt. Aufgrund dieser Vision kam der Bauplan zustande.“
Pater Pio hat aus verschiedenen Anlässen ungarischen Pilgern Folgendes gesagt: „Ungarn ist ein Käfig, aus dem einst ein wunderschöner Vogel ausfliegen wird. Viel Leiden wartet noch auf sie, aber es wird ihnen ein in Europa beisspielloser Ruhm zu Teil. “ Ein andern Mal: „Ich beneide die Ungaren, denn es wird durch sie auf die Menschheit eine große Glückseligkeit ausströmen. Nur sehr wenige Nationen haben einen solch mächtigen Schutzengel wie die Ungaren. Es wäre ratsam, ihn noch verstärkter um den wirksamen Schutz für ihr Land zu bitten.“6 So sei es!
Die Krönungsinsignien der ungarischen Apostel-Könige
Quellenverzeichnis
1 Dieser Aufsatz basiert auf den beiden Grundwerken in diesem Thema: Gábor Pap: „Angyali korona, szent csillag“ („Englische Krone, heiliger Stern“) und Lajos Csomor: Öfelsége, a Magyar Szent Korona (Seine Majestät, die Ungarische Heilige Krone).
2 Saecula Hungarorum; Budapest, 1985.; Heft 1
3 Gábor Pap: „Englische Krone, heiliger Stern“; S. 26
4 Lajos Csomor: Seine Majestät, die Ungarische Heilige Krone; Székesfehérvár, 1996.
5 Tibor Bogyik (OCDS): Az üdvözítö szeretet megsebzettje (Der Verwundete der erlösenden Liebe); 2002., S. 125-126
.